Pressespiegel

interview_kaethe_knappRheinische Post vom 20.02.2006

INTERVIEW: Abgerechnet wird in Talent

Käthe Knapp organisiert den Tauschring Leverkusen.

Seit 1997 existiert in Leverkusen ein Tauschring. Die Mitglieder unterstützen sich gegenseitig bei Alltagstätigkeiten, ohne Geld zu nehmen. Käthe Knapp ist eine der drei Organisatorinnen. Mit ihr sprach RP-Mitarbeiter Roman Zilles über Geben und Nehmen.

Wie funktioniert der Tauschring?

Knapp: Bei uns bringt jeder das ein, was er kann. Es funktioniert nach dem Biete-und-Suche-Prinzip. Die Mitglieder geben Tätigkeiten an, bei denen sie andere Mitglieder unterstützen können. Wird eine Leistung nachgefragt, handeln die Partner einen Preis aus, der beide zufrieden stellt. Abgerechnet wird nicht in Euro, sondern in Talent. Als Maßstab gilt: pro Stunde etwa zehn Talent. Erbringt jemand eine Leistung, bekommt er eine Gutschrift, der Empfänger eine Lastschrift.

irgendwann gleicht sich alles aus?

Knapp: Jeder, der eine Leistung empfängt, sollte später auch eine erbringen. Jeder kann bis zu 150 Talent Schulden machen. Niemand sollte Scheu haben, Schulden zu machen. Denn sonst kommt unsere Tauschring-Wirtschaft nicht in Schwung.

Was wird am meisten nachgefragt?

Knapp: Hauswirtschaftliche Arbeiten wie Bügeln oder Nähen, aber auch Computerarbeiten und Massage.

Wie ist der Zuspruch?

Knapp: Wir sind zufrieden mit der Resonanz. Wir haben 60 Mitglieder, darunter sind Studenten wie Senioren. Wir haben eine 80-jährige Töpferin und eine Übersetzerin für Sütterlin. Insbesondere seit wir Treffen im Familienseminar der Arbeiter Wohlfahrt abhalten, steigt die Mitgliederzahl. Seit Januar 2005 haben sich 14 Neue angemeldet.

Was passiert auf den Treffern?

Knapp: Es werden Sachen getauscht. Gleichzeitig lernt man sich kennen, tauscht Ideen aus und wird Fragen los.

Mit Schwarzarbeit hat der Tauschring aber nichts zu tun?

Knapp: Nein, wir verstehen uns als Nachbarschaftshilfe für Leverkusen. Es werden ja keine ganzen Häuser gebaut. Sondern die Mitglieder helfen sich bei Tätigkeiten, bei denen es nicht lohnt, den Fachmann zu rufen. Man kann doch keinen Handwerker rufen, wenn ein Schrank aufgebaut werden muss.